AIAG CQI-Standards (CQI-9 etc.): Anforderungen ans Qualitätsmanagement der Automobilindustrie

12.07.2016: „Qualitätsmanagement-Weiterbildung ist wie Schwimmen lernen – bleibt es zu theoretisch, geht man unter!“

Um Qualitätsmanagement-Tools im Unternehmen erfolgreich anzuwenden, reicht es nicht aus, in einem Tages- oder Zweitages-Seminar theoretisches Wissen vermittelt zu bekommen, ist Wolfgang Rhein überzeugt. Der Geschäftsführer der Organisations- und Qualitätsmanagementberatung Rhein S.Q.M. GmbH in Ludwigshafen bietet daher mit dem Geschäftsbereich „Qualitätsakademie“ (www.qualitaetsakademie.de) auch kein einziges Seminar „von der Stange an“, sondern schult mit seinen Trainerkollegen zu allen Qualitätsmanagement-Themen ausschließlich inhouse, also firmenspezifisch vor Ort bei Kunden. In einem Interview beantwortet er nicht nur Fragen zu seinem Konzept, sondern auch zu den aktuell wichtigsten QM-Herausforderungen in Unternehmen verschiedener Branchen.

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Redaktion:
Herr Rhein, können Sie uns zunächst kurz erklären, was Qualitätsmanagement-Weiterbildung mit Schwimmen zu tun hat?

Wolfgang Rhein, Rhein S.Q.M. GmbH:
Fürs Schwimmen kann es theoretisch durchaus hilfreich sein, Wissen zu Auftrieb und Verdrängung zu erlangen und die notwendigen Arm- und Beinbewegungen am Beckenrand einzustudieren. Bleibt es bei diesen Trockenübungen, geht man jedoch in der Praxis unter – zumindest machen sie noch aus niemandem einen Schwimmer. Auch Qualitätsmanagement besteht nur zum Teil aus theoretischem und dokumentiertem Wissen. Das Können – nennen wir es den „Hands-on-approach“ – ist die entscheidende Fertigkeit, damit die Implementierung in den konkreten Unternehmensalltag und für die spezifische Branche gelingen kann. Und das erreicht man, so meine Erfahrung, schlichtweg nicht mit Standardseminaren und ihren Teilnehmerkreisen mit einem häufig bunten Branchen- und Erfahrungsmix. Können bedeutet üben – im Idealfall unter Anleitung und mit dem Feedback eines Trainers, der schon ein Könner ist. Ein Schwimmer oder – wie in unserem Fall – ein Qualitätsmanagement-Experte. Kommt dann noch die Möglichkeit hinzu, spezifisch in der Unternehmensumgebung gezielte Fragestellungen zu eigenen Prozessen, Verfahren und der vorhandenen Technik zu stellen, ist der Lerneffekt quasi optimal.

Redaktion:
Aber für das theoretische Basis-Know-how im Qualitätsmanagement können die „Seminare von der Stange“, wie Sie sie nennen, doch sehr gut sorgen, oder?

Wolfgang Rhein, Rhein S.Q.M. GmbH:
Es gibt Themen, da ist ein Wissenstransfer über ein Buch, Internetplattformen oder ein gut gemachtes Standardseminar ausreichend. Wenn es allerdings um die Vorbereitung auf eine komplexe ISO-Zertifizierung oder ein CQI-Audit geht oder die Implementierung einer Qualitätsvorausplanung nach APQP, die Durchführung einer technischen Risikoanalyse nach FMEA, die Qualifizierung eines Prüfprozesses nach MSA oder ein Freigabeprozedere nach PPAP oder VDA Band 2 ansteht, kann die Theorie maximal ein erster Einstieg in das Thema sein. Um die individuellen Aufgabenstellungen im Unternehmen, das vorhandene Know-how, die verfügbaren Ressourcen und tatsächlich vorhandenen Bedingungen und Anforderungen zu berücksichtigen und konkrete Handlungsoptionen oder bestenfalls gleich Lösungen abzuleiten, reicht es nicht aus, an der Oberfläche zu bleiben. Die betroffenen und verantwortlichen Mitarbeiter haben spezifische Fragen zu spezifischen Anforderungen und Herausforderungen und sie brauchen spezifische Antworten. Dann sollte sich jede Organisation die Frage stellen, ob es nicht besser ist, die Mitarbeiter direkt anhand individuell konzipierter Seminarlösungen mit Workshopcharakter fit zu machen.

Redaktion:
Wie sieht das dann bei der Qualitätsakademie konkret aus?

Wolfgang Rhein, Rhein S.Q.M. GmbH:
Die Inhalte der Inhouse-Schulungen, -Seminare und -Workshops werden an den Bedarf des Unternehmens bzw. seiner Branchen und Kunden und vor allem auch an den Kenntnisstand der Teilnehmer angepasst. Es wird also im Bereich Wissen hauptsächlich das vermittelt, was tatsächlich benötigt wird. Und den Rest der Zeit verwenden wir darauf, aus den Teilnehmern „Schwimmer“, also Könner, zu machen. Das geht – sofern zuvor mit den Auftraggebern abgestimmt – weit über ein kleines Übungsmodul, wie man es aus den meisten Seminaren kennt, hinaus. Unsere Trainer sind allesamt erfahrene Qualitätsmanagement-Experten und vermitteln die jeweilige Methodik immer aus den betrieblichen Gegebenheiten heraus. Theoretische Inputs werden mit Praxisbeispielen und in auf Branchen- und Firmenspezifika abgestimmten Gruppenübungen mit den Teilnehmern trainiert.
Meine Schlüsselerfahrung hierzu lag in einem „FMEA“-Seminar, bei dem ich teilnahm: Hier wurde – um den verschiedenen Teilnehmern aus verschiedenen Branchen und mit ihren verschiedenen Hintergründen gerecht zu werden – das „Pizzabacken“ als Grundlage für eine Prozess-FMEA vorgegeben. In einem Seminar, welches so „bunt“ durchmischt ist, kann dies als faire Lösung sinnvoll sein. Aber ich dachte die ganze Zeit: „Was sollen die Teilnehmer, die in den kommenden Wochen Systeme mit funktionaler Sicherheitsrelevanz, Kunststoff-Spritzguss, zerspante bzw. mechatronische Teile oder „embedded systems“ einer Risikoanalyse mit Produkthaftungsrelevanz zu unterziehen haben, vom gewählten Beispiel mitnehmen? Wie transferieren wir das „Pizzabacken“ auf unsere spezifischen Aufgaben?“ Ich entschied, dass wir keine „offenen“ Seminare anbieten – auch wenn sich hierbei in Summe mehr Geld verdienen lässt. Nicht nur die Inhalte, auch die Dauer orientieren sich bei uns komplett an den Zielen des Unternehmens, den Gruppengrößen, dem Teilnehmerkreis mit seinen Herausforderungen und Vorkenntnissen. Das alles zusammen macht ein Inhouse-Seminar letztlich sehr effektiv!

Redaktion:
Aber ist es nicht so, dass firmenübergreifende durchmischte Teilnehmergruppen den großen Vorteil haben, einen intensiven Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus anderen Betrieben und Branchen zu ermöglichen?

Wolfgang Rhein, Rhein S.Q.M. GmbH:
Das kommt darauf an, was die Absicht hinter der Schulung ist: Steht der Networking-Aspekt im Vordergrund oder geht es darum, Lösungsansätze für eine aktuelle Problemstellung in der Organisation zu entwickeln? Letzteres bedeutet nämlich auch, dass es durchaus ans Eingemachte geht – und die eigenen Probleme im Prozess sind sicher nicht das, was man im Extremfall vor dem Wettbewerber diskutieren sollte! Strittige und kontroverse Themen oder vertrauliche Informationen gehören unter den Schutzschild der Diskretion. Und dies sowie die notwendige offene Atmosphäre gewährleistet eben nur eine Inhouse-Veranstaltung. Dass die oft angeführte Betriebsblindheit bei firmeninternen Veranstaltungen den Nutzen aus der Weiterbildung begrenzen könnte, muss dabei niemand fürchten. Unsere Trainer sind in aller Regel auch ausgebildete und praktizierende Auditoren, die den externen Faktor, also beispielsweise den Transfer von ähnlich gelagerten Herausforderungen aus anderen Branchen, Best-Practices oder neueste Entwicklungen in den Rahmenbedingungen aus zahlreichen Projekten in die Inhouse-Schulung mit einbringen. Und dies stets unter Wahrung von Vertraulichkeit und Schutz von Kunden-Knowhow, aber mit gut gemeinten kritischen Fragen und Anregungen.
Ich versuche es auf den Punkt zu bringen: Das „offene“ Seminar führt nicht zur Erwartungserfüllung der Teilnehmer: Selbst ein hervorragender Seminarleiter kann bei Teilnehmern aus zehn und mehr verschiedenen Unternehmen nicht im Detail auf alle einzelnen Fragestellungen eingehen. Hingegen kommen bei firmenspezifischen Qualitätsmanagement-Schulungen alle Diskussionsbeiträge, Beispiele und Fragen per se direkt aus dem Unternehmen.

Redaktion:
Ist die Nachfrage nach Inhouse-Qualitätsmanagement-Weiterbildung eigentlich ein neuer Trend?

Wolfgang Rhein, Rhein S.Q.M. GmbH:
Wir stellen bereits seit rund 10 Jahren einen erhöhten Bedarf an maßgeschneiderten Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich Qualitätsmanagement fest. Das liegt vor allem daran, dass heute nichts mehr wirklich standardisierbar ist. Zusätzlich beobachten wir, dass nicht nur zahlreiche Normen tiefgreifend revisioniert werden, sondern dass in einzelnen Branchen auch ein Gegentrend aufkommt: Im Bereich von Medizinprodukten etwa ist man gerade sogar dabei, sich von der klassischen ISO 9001 zu trennen und in den Normausschüssen eigene, branchenspezifische Wege zu gehen. Das sorgt mitunter auch für eine gewisse Ratlosigkeit in den Unternehmen, wenn es darum geht, welcher Weg im Qualitätsmanagement nun der richtige ist. Wieder andere Organisationen, die für unterschiedliche Branchen tätig sind, sind gleichzeitig den unterschiedlichsten Normanforderungen unterworfen, die es im Qualitätsmanagement-System in Einklang zu bringen gilt. All diese Entwicklungen führen dazu, dass nur noch individuelle Konzepte einen echten Nutzen für die Unternehmen bringen können.

Redaktion:
Sie haben eben schon die ISO 9001 erwähnt. Seminare zur ISO 9001:2015 schießen gerade wie Pilze aus dem Boden. Ist das für Organisationen, bei denen eine Rezertifizierung ins Haus steht, aus Ihrer Sicht ein sinnvoller Einstieg in das Thema?

Wolfgang Rhein, Rhein S.Q.M. GmbH:
Ich bin hier im Hinblick auf den Nutzen für die Organisation eher kritisch. In den Seminaren findet sich unter den Teilnehmern ein bunter Branchenmix, der bei diesem Thema schlichtweg nicht bereichernd ist, sondern hinderlich mit Blick auf die konkrete Umsetzung nach den Seminaren. Denn im Hinblick auf die ISO 9001:2015 muss man jede Organisation mit ihren Prozessen und Besonderheiten individuell betrachten, um sinnvolle Konzepte zu entwickeln. Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor: Sie fragen Seminarteilnehmer nach Qualität und Inhalten des Seminars und diese antworten, dass es „interessant“ war und dass sie „interessante Menschen“ kennengelernt haben, jedoch eigentlich immer noch nicht wissen, wie sie das Gehörte nun konkret umsetzen sollen. Effizient geht das eigentlich nur mittels organisationsspezifischer Workshops, nicht mit Seminaren „von der Stange”.

Redaktion:
Als zusammenfassendes Statement: Wie sehen Sie die Zukunft in der QM-Weiterbildung?

Wolfgang Rhein, Rhein S.Q.M. GmbH:
Der Trend zur Individualisierung wird sich weiter fortsetzen. Und auch die individuellen Workshops sind künftig oft nur ein erster Einstieg in die Umsetzung in der Unternehmenspraxis. Bei der konkreten und immer komplexer werdenden Lösungsfindung werden Unternehmen verstärkt Beratung und Begleitung benötigen. Und hier können die Unternehmen punkten, die über die reine QM-Weiterbildung hinaus fundierte Beratung bieten.

Hintergrundinformationen zur Rhein S.Q.M. GmbH

Die Organisationsberatung Rhein S.Q.M. wurde 2004 in Ludwigshafen gegründet und 2013 in eine GmbH umgewandelt. Der Schwerpunkt liegt bis heute im Bereich des Qualitätsmanagements für die Automobilindustrie sowie die Luft- und Raumfahrtbranche, auch wenn das Team rund um Gründer und Geschäftsführer Wolfgang Rhein zwischenzeitlich international in über 40 Branchen mit einer Abdeckung von mehr als 50 Regelwerken und Standards tätig ist. Die Leistungen in der Qualitätsmanagement-Beratung sowie im integrierten Management erstrecken sich dabei auch auf angrenzende Bereiche wie Umweltmanagement, Energiemanagement, Arbeitsschutzmanagement, Hygienemanagement sowie die Integration branchenspezifischer Standards. Neben der Beratung und operativen Unterstützung beim Aufbau und der Zertifizierung von Managementsystemen werden über die eigene Qualitätsakademie Seminare, Trainings und Workshops angeboten. Die Rhein S.Q.M. GmbH begleitet Organisationen außerdem dabei, die Einhaltung von Kunden- und Branchenforderungen in der gesamten Lieferkette sicherzustellen. Mehr Informationen zum Unternehmen sowie seinen Dienstleistungen im Internet unter www.qm-projects.de.

Pressekontakt

Wolfgang Rhein
Rhein S.Q.M. GmbH, Ebereschenweg 2a, 67067 Ludwigshafen
Telefon: +49 9373 2057-272, E-Mail: presse@qm-projects.de